Gin(voll) geniessen
Ich will ja nicht klugscheißen, aber unser kleines Stadtmagazin hatte das Thema Gin schon im Januar 2008 auf dem Schirm. Tatsächlich wurden wir damals von vielen Propheten belächelt, die Gin neben Whisk(e)y und Rum nicht für interessant und salonfähig hielten. Doch aller Unkenrufe zum Trotz, veranstalteten wir ein Gintasting und beleuchteten das Thema Gin im 0381-Magazin. Der eine oder andere Leser und Teilnehmer wird sich sicher noch lebhaft an das legendäre Tasting im heute leider geschlossenen Goodfellas erinnern.
Wir haben bei 0381 lange überlegt, ob wir nun, wo der Gin-Hype schon fast hysterische Züge annimmt, nochmal in den Ring steigen und etwas zum Thema Gin schreiben müssen. Und wir sind zu dem Schluss gekommen, ja wir müssen, den G(S)in(n) macht es alle Mal, sich mit diesem spannenden Thema nochmal eingehend zu beschäftigen. Das ist dann also der Start einer neuen Reihe im 0381 Magazin. Es gibt tatsächlich links und rechts eine Menge Neues zu entdecken und man wird immer wieder aufs Neue überrascht von der großen Vielfalt der angebotenen Wacholderspirituosen. Tatsächlich sind Gin und sein holländischer Vorläufer Genever ein Klarer mit Wacholder aromatisierter Brandwein, dessen Basis oder Ausgangsprodukt nicht klar definiert ist. In der Regel ist das Ausgangsprodukt ein unkompliziert herzustellender Neutralalkohol. Heute gibt es aber auch Produkte wie „Windspiel“ auf Kartoffelbasis und „Thompson‘s“ aus dem Bordeaux, die auf Basis eines Weindestillates hergestellt werden. Aber auch der Gilt aus Schottland, der seine alkoholische Basis, ähnlich wie Whisky, gemälzter Gerste verdankt, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Wie gesagt, in Holland wurde wohl der erste Genever hergestellt. Aber erfunden hat den Wacholderschnaps, zur medizinischen Anwendung, ein Deutscher. Nämlich der in Hanau geborene Dr. Francois de la Boe. Dieser war in Amsterdam und Leiden in Holland als Arzt tätig. Der Doktor war Begründer der naturwissenschaftlich arbeitenden Medizin und klinischen Chemie. Auch war er einer der maßgeblichen Vertreter, die das von William Harvey propagierte Konzept des Blutkreislaufs vertraten. Mit dem gleichnamigen Gin wurde ihm, von einem schottischen Unternehmen, eine flüssiges Denkmal gesetzt. Neben Wacholder, dessen botanischer Name Juniperus ist, werden heute weit über hundert Zutaten zur Ginherstellung verwendet. Es gibt heute fast puristische Gins, die mit drei Gewürzen auskommen, aber auch solche, bei denen sich die Hersteller beim gegenseitigen Überbieten der Anzahl der verwendeten sogenannten Botanicals fast überschlagen. Unentbehrlich ist der namensgebende Wachholder, der oft begleitet wird von Koriander, Ingwer, Muskat, Orangen- und Zitronenschalen …
Zur Aromatisierung sind zwei Verfahren üblich und bewährt. Bei dem einen werden die aromagebenden Gewürze im Neutralalkohol mazeriert und dann noch mal gebrannt. Oder es wird gegeistet. dass heißt, man leitet bei einer zweiten Destillation des Grundalkohols die Destillationsdämpfe über die Gewürze und aromatisiert so.
Nachdem Cromwell den Stuartkönig vertrieben hatte, holte man Wilhelm III. von Oranien-Nassau 1698 als König nach England. Dieser besteuerte französischen Brandwein und stellte die Produktion von Wacholderschnaps, der zusammen mit Söldnern, welche im Spanisch – Holländischen Krieg gedient hatten, auf die Insel kam, von Steuern frei. 1690 wurde festgelegt, dass Gin nur aus englischen Getreide hergestellt werden durfte. Dies war der Startschuss für den Gin, der in der Folge noch einige interessante Spielarten hervorbrachte und eine nicht unwesentliche Rolle in der weiteren Geschichte des Vereinigten Königreiches spielte und heute in aller Welt groß in Mode ist.
In dieser Reihe möchten wir einigen Gin-Spezialitäten, die es verdient haben, Tribut zollen und diese vorstellen. Zum Start haben wir uns drei Musketiere vom britischen Archipel vorgenommen. Weitere (G)inspirationen folgen in der nächsten 0381.
Rock Rose (Schottland)
Fast am Ende der Welt, genauer gesagt im Nordosten Schottlands, befindet sich auf der Halbinsel Caitness, mit der Dunnet Bay Distillery, die nördlichste Brennerei auf dem schottischen Festland. Hier wird von Claire und Martin Murray mit einem hohen Qualitätsanspruch der Rock Rose Gin erzeugt. Neben dem unvermeidlichen Wacholderbeeren wird dieser Gin vor allem durch Rosenwurz und Sanddorn geprägt, welche an der brandungszerklüfteten Felsenküste wachsen. Das zarte frische Rosenaroma des Gins wird durch die Wurzeln des Rosenwurzes hervorgerufen. Diese Wurzel wussten schon die Wikinger zu schätzen und hofften, von ihm Bärenkräfte und ein langes Leben zu erhalten. Neben der Distille der Murrays gibt es auf der Halbinsel noch eine zweite Destille. Diese darf sich seit 2013 als nördlichste Whiskydestille des schottischen Festlandes rühmen. Außerdem wusste auch Queen Mum, welche aus Schottland stammte, die Abgeschiedenheit der Region zu schätzen. 1952 kaufte sie das Castle of Mey (früher Barrogill Castle) und machte es zu ihrem Sommersitz. Prinz Charles teilt die Zuneigung seiner Großmutter zu dieser Region und weilt in jedem Jahr eine Woche Anfang August hier. Unter dem alten Namen Barrogill Castle gibt es auch eine königliche Whiskymarke. Queen Mum, 1900 geboren, wurde im übrigen 101 Jahre und behauptete von sich, dass sie jeden Tag ein Glas Gin trinken würde. Und das sie diesem, unter anderem, ihre gute Kondition zu verdanken hätte. Das sind für ambitionierte Gin-Trinker natürlich großartige Aussichten.
Fast am Ende der Welt, genauer gesagt im Nordosten Schottlands, befindet sich auf der Halbinsel Caitness, mit der Dunnet Bay Distillery, die nördlichste Brennerei auf dem schottischen Festland. Hier wird von Claire und Martin Murray mit einem hohen Qualitätsanspruch der Rock Rose Gin erzeugt. Neben dem unvermeidlichen Wacholderbeeren wird dieser Gin vor allem durch Rosenwurz und Sanddorn geprägt, welche an der brandungszerklüfteten Felsenküste wachsen. Das zarte frische Rosenaroma des Gins wird durch die Wurzeln des Rosenwurzes hervorgerufen. Diese Wurzel wussten schon die Wikinger zu schätzen und hofften, von ihm Bärenkräfte und ein langes Leben zu erhalten. Neben der Distille der Murrays gibt es auf der Halbinsel noch eine zweite Destille. Diese darf sich seit 2013 als nördlichste Whiskydestille des schottischen Festlandes rühmen. Außerdem wusste auch Queen Mum, welche aus Schottland stammte, die Abgeschiedenheit der Region zu schätzen. 1952 kaufte sie das Castle of Mey (früher Barrogill Castle) und machte es zu ihrem Sommersitz. Prinz Charles teilt die Zuneigung seiner Großmutter zu dieser Region und weilt in jedem Jahr eine Woche Anfang August hier. Unter dem alten Namen Barrogill Castle gibt es auch eine königliche Whiskymarke. Queen Mum, 1900 geboren, wurde im übrigen 101 Jahre und behauptete von sich, dass sie jeden Tag ein Glas Gin trinken würde. Und das sie diesem, unter anderem, ihre gute Kondition zu verdanken hätte. Das sind für ambitionierte Gin-Trinker natürlich großartige Aussichten.
Miller‘s dry Gin (England & Island)
Dieser Gin war schon 2008 bei unserem Tasting im Goodfellas mit im Rennen. In einer über 100 Jahre alten Brennblase in London werden die mutmaßlichen acht Grundstoffe, zu denen auch Gurken – Extrakt gehören soll, verarbeitet. Dann wird das Destillat nach Island verschifft, um hier mit Hilfe von arktischen Gletscherwasser auf Trinkstärke von 40 % verdünnt zu werden. 1999 geht Martin Miller mit seinem Gin ins Rennen und beflügelt somit die Renaissance des Gins. Martin war sich bewusst: „Gin ist kein langweiliger Neutralgeist, Gin ist vor allem das verführerischste der Getränke. Und dieses Getränk ist nicht nur Geschichte im Glas sondern auch Romantik und Abenteuer“. Daher musste Martins Gin etwas Besonderes sein. Neben Wacholder aus der Toskana, Cassia-Rinde aus China, Angelika, Florentiner Iris und dem Gurkenextrakt ist das Geheimnis Gletscherwasser aus Island. Die Isländer sind überzeugt, dass endmineraliesiertes Wasser seine Lebenskraft verloren hat und bezeichnen es als totes Wasser. Isländer glauben bis heute, dass Elfen und Geister in allen Dingen leben, sie nennen sie „die verborgenen Menschen“. Sie werden mit großem Respekt behandelt. Sie leben in Felsen, Höhlen und natürlich im Wasser. „Das ist nicht der einzige Grund, warum dieses Wasser verwendet wird. Nicht nur die Feen leben darin, sondern es ist das reinste und weicheste Wasser auf der Erde. Deshalb wird der Miller‘s Gin 1500 Kilometer von London nach Island transportiert, um dieses Wasser hinzuzufügen. Miller‘s ist ein grandioser Gin der sich frisch wie ein erwachender isländischer Frühlingsmorgen präsentiert und pur und im Mix mit Tonic die Feen singen lässt.“
Dieser Gin war schon 2008 bei unserem Tasting im Goodfellas mit im Rennen. In einer über 100 Jahre alten Brennblase in London werden die mutmaßlichen acht Grundstoffe, zu denen auch Gurken – Extrakt gehören soll, verarbeitet. Dann wird das Destillat nach Island verschifft, um hier mit Hilfe von arktischen Gletscherwasser auf Trinkstärke von 40 % verdünnt zu werden. 1999 geht Martin Miller mit seinem Gin ins Rennen und beflügelt somit die Renaissance des Gins. Martin war sich bewusst: „Gin ist kein langweiliger Neutralgeist, Gin ist vor allem das verführerischste der Getränke. Und dieses Getränk ist nicht nur Geschichte im Glas sondern auch Romantik und Abenteuer“. Daher musste Martins Gin etwas Besonderes sein. Neben Wacholder aus der Toskana, Cassia-Rinde aus China, Angelika, Florentiner Iris und dem Gurkenextrakt ist das Geheimnis Gletscherwasser aus Island. Die Isländer sind überzeugt, dass endmineraliesiertes Wasser seine Lebenskraft verloren hat und bezeichnen es als totes Wasser. Isländer glauben bis heute, dass Elfen und Geister in allen Dingen leben, sie nennen sie „die verborgenen Menschen“. Sie werden mit großem Respekt behandelt. Sie leben in Felsen, Höhlen und natürlich im Wasser. „Das ist nicht der einzige Grund, warum dieses Wasser verwendet wird. Nicht nur die Feen leben darin, sondern es ist das reinste und weicheste Wasser auf der Erde. Deshalb wird der Miller‘s Gin 1500 Kilometer von London nach Island transportiert, um dieses Wasser hinzuzufügen. Miller‘s ist ein grandioser Gin der sich frisch wie ein erwachender isländischer Frühlingsmorgen präsentiert und pur und im Mix mit Tonic die Feen singen lässt.“
Thin Irish dry Gin (Irland)
In Irland findet im Moment eine Whiskeyrevolution statt und die Gintrinker profitieren davon. Denn die, nun mehr als 20 Brennereien, die eine Lizenz zum Whiskybrennen haben, überbrücken die Wartezeit bis zu ihrem ersten gereiften Whisky mit der Produktion und dem Verkauf von Gin. Und was da so auf den Markt kommt und seinen Weg auch nach Deutschland findet, ist aller Ehren wert. Kaum auf den Markt, wird Thin Gin bei den Irish Whiskey Awards, mit seinen 17 Botanicals, schon zum besten irischen Gin des Jahres 2015 gewählt. Thin ist ein fruchtig-duftiger Dry Gin der „Böse Jungs & Mädchen“ anspricht. Im Vordergrund überzeugen Orangen- und Zitrusnoten, die den Wacholder sowie Apfel, Rainfarn, Thymian, Beifuß, Holdunderblüte, Weißdornblüten, Orangenblüten, Melisse, Limette, Rotklee und Weißklee super einbinden. Der Gin wurde nach dem amerikanischen Lebemann Isaac Thin benannt. Dieser war ein Freund der Ur-Großmutter der heutigen Besitzerin der Blackwater Spirits Company und lebte lange in Waterford. Als Isaac Thin nirgendwo jenen exquisiten Gin finden konnte, den er in Paris während eines nachmittäglichen Tete-a-tete mit der Frau eines österreichischen Grafen genoss, beschloss er, seinen eigenen Gin zu erschaffen. Während er sich in Waterford vor rachsüchtigen Ehemännern verbarg, die ihm seine amourösen Abenteuer mit ihren Frauen nachtrugen, führte er dort seine Experimente mit Gewürzen und irischem Obst durch und kreierte seinen Gin. Er entschied sich für dreizehn Botanicals, eines für jede Frau, mit der er während seines Europa-Aufenthalts eine Affäre hatte.
In Irland findet im Moment eine Whiskeyrevolution statt und die Gintrinker profitieren davon. Denn die, nun mehr als 20 Brennereien, die eine Lizenz zum Whiskybrennen haben, überbrücken die Wartezeit bis zu ihrem ersten gereiften Whisky mit der Produktion und dem Verkauf von Gin. Und was da so auf den Markt kommt und seinen Weg auch nach Deutschland findet, ist aller Ehren wert. Kaum auf den Markt, wird Thin Gin bei den Irish Whiskey Awards, mit seinen 17 Botanicals, schon zum besten irischen Gin des Jahres 2015 gewählt. Thin ist ein fruchtig-duftiger Dry Gin der „Böse Jungs & Mädchen“ anspricht. Im Vordergrund überzeugen Orangen- und Zitrusnoten, die den Wacholder sowie Apfel, Rainfarn, Thymian, Beifuß, Holdunderblüte, Weißdornblüten, Orangenblüten, Melisse, Limette, Rotklee und Weißklee super einbinden. Der Gin wurde nach dem amerikanischen Lebemann Isaac Thin benannt. Dieser war ein Freund der Ur-Großmutter der heutigen Besitzerin der Blackwater Spirits Company und lebte lange in Waterford. Als Isaac Thin nirgendwo jenen exquisiten Gin finden konnte, den er in Paris während eines nachmittäglichen Tete-a-tete mit der Frau eines österreichischen Grafen genoss, beschloss er, seinen eigenen Gin zu erschaffen. Während er sich in Waterford vor rachsüchtigen Ehemännern verbarg, die ihm seine amourösen Abenteuer mit ihren Frauen nachtrugen, führte er dort seine Experimente mit Gewürzen und irischem Obst durch und kreierte seinen Gin. Er entschied sich für dreizehn Botanicals, eines für jede Frau, mit der er während seines Europa-Aufenthalts eine Affäre hatte.